Samstag, 5. Oktober 2013

Der Osterruf - Predigt Elgershausen, Osternacht 2013

Der "Osterruf", den ich heute morgen in Elgershausen zum Hören gebracht habe in der Osternachtfeier - mit Taufen, auf die ich extra eingegangen bin: Aber in der Osternacht predigt sich die Taufe fast von selbst.
Frohe Ostern Nah und Fern!




Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder im Herrn!
Was hat Euch hierher geführt? Warum seid ihr hier? Viele Antworten gibt es darauf: „Weil ich Lust dazu hatte“, „Weil Ostern ist und man da in die Kirche geht“, „weil ich das Wort Gottes hören will“, „weil mir langweilig ist“, „weil ich hier meine Ruhe habe“, und die Konfirmanden werden wohl sagen: „weil ich muss…“
Alle Antworten sind richtig, denn jeder hat gute Gründe, warum er in den Gottesdienst geht. Niemanden steht es zu, hier zu rechten und peinliche Fragen zu stellen. Das war auch gar nicht der Sinn meiner Frage. Denn warum ihr auch immer hier seid- es gibt einenGrund, der für alle zutrifft, und der in Wahrheit der einzige wirkliche Grund ist:
Ihr seid hier weil Gott Euch gerufen hat.
Wie, Gott hat mich gerufen?
Ja, das tut er, er ruft uns Menschen seit Anbeginn der Schöpfung, denn Gott will nicht ohne uns sein.
Er ruft Euch, er ruft uns durch das Geläut der Glocken.
Er ruft uns durch die Stimme seiner Kirche, die seit 2000 Jahren einlädt, den Gottesdienst zu feiern, Gott zu loben und zu danken und vor allem sein Wort zu hören.
Und die Menschen, die die Kirche sind und waren und sein werden, die rufen die anderen Menschen, weil sie selber gerufen worden sind, und es ist seit 2000 Jahren immer derselbe Ruf, der Ruf der am Anfang von allem stand: Der Herr ist auferstanden und er ist dem Simon erschienen. Wäre dieser Ruf nicht erschollen, wären wir nicht hier.
Und der Herr ist auferstanden, weil er den Ruf gehört hat, den Gott in die Schöpfung rief: Es werde Licht! Und es ward Licht.
So werden wir gerufen, immer und immer wieder, darum verkündigen wir, immer und immer wieder: Hier, wo seit Jahrhunderten das Wort Gottes zu hören ist, hier ist der Ort des Lebens.
Ja aber, höre ich die Konfirmanden, ist doch stinklangweilig. Stimmt, kann schon sein. Bis es Dich eines Tages trifft und du endlich kapierst, worum es geht: um Dein Glück, um Dein Leben. Es gehört auch Durchhalten dazu. Dann aber hast du die Chance, dass du den Ruf wirklich hörst und er dich trifft. Dann hast Du die Chance, das du das große Glück findest: Da Glück, Glauben zu dürfen und ein Leben ohne Angst zu führen.
Ja aber, höre ich den einen oder anderen, bei mir tut sich nichts. Stimmt, kann schon sein. Denn Gott ist kein Magier und kein Therapeut, er versucht es auch nicht mit Gewalt und Überredung. Sanft dringt er in uns ein, und sanft verändert er uns. Du darfst Dich nur nicht davor fürchten, dass sich etwas ändert.
Ja aber, höre ich beim Nächsten, das ist doch alles altes Zeug, ich möchte´s ja gerne glauben, aber ich kann´s nicht.
Stimmt, kann schon sein.
Aber vielleicht versucht Du ja das Falsche zu glauben, vielleicht verwechselt Du da etwas, vielleicht hörst Du mit dem ganz falschen Ohr? Vielleicht verwechselt du, wie so viele, die Lehre der Kirche mit dem Lebendigen Christus? Vielleicht hast du ja einfach noch nicht gehört, dass es im Glauben um Vertrauen geht, und nicht um Wissen? Vielleicht solltest Du in der Bibel lesen und nicht im Spiegel oder RTL gucken, wenn du etwas von Gott wissen willst?
Ja, aber – eben, dieses „Ja, aber“, das ist das, was Paulus immer so trefflich den „Stachel der Sünde“ nennt: unser Widerstand gegen Gott. Wir können gar nicht wirklich glauben, es gibt immer einen Einspruch dagegen. Und manchmal sind diese Einsprüche nur halb so vernünftig, wie sie klingen. Manchmal aber sind sie auch todernst.
Von den Toten auferstanden? Das ich nicht lache! Wer soll das glauben?
Aber bereitwillig glauben wir, dass ein Klumpen heißer Matsch irgendwann von selber angefangen hat zu leben, zu atmen und herumzulaufen, obwohl es nicht die Spur eines Beweises dafür gibt oder auch nur eine vernünftige Wahrscheinlichkeit. Wir verwechseln eine wissenschaftliche Theorie mit der Wahrheit. Darin aber liegt kein Trost. Schon morgen kann sie überholt sein.
Bereitwillig glauben wir, dass wir die Welt mit Messen und Wiegen in den Griff kriegen. Als ob das, was z.B. in Zypern gerade passiert, nicht der schlagende Gegenbeweise wäre.
Bereitwillig glauben wir, dass unsere Sinne uns nicht trügen und dass wir Herr im Hause unseres Körpers sind, obwohl doch soviel dagegen spricht: spürt nur eure Müdigkeit heute morgen.
Bereitwillig glauben wir, dass uns schon nichts passieren wird und leben, als gingen die Vorräte niemals zu ende, fahren wir Auto, als seien wir unsterblich, gehen wir miteinander um, als wäre das Leben nicht kostbar.
Was wir glauben und was wir nicht glauben, wovon wir überzeugt sind und was wir für Unsinn halten – das hängt doch von so vielen Faktoren ab, von so vielen Umständen, von Menschen, die Einfluss auf uns haben, von Erlebnissen, die uns prägen, von Gedanken, die uns faszinieren- woher sollen wir die Wahrheit kennen?
In Wahrheit ist glauben, nämlich Vertrauen haben etwas ganz und gar elementares und Wichtiges für uns: wir kämen gar nicht zurecht mit dem bisschen wirklichen Wissen, dass wir haben. Wir Leben auf Verdacht bei fast allem, was wir tun.
Nur bei Gott, da meinen wir, wir müssten es wissen. Aber gerade in Bezug auf Gott gilt: Vertraue! Da stellt sich die Gewissheit nicht über das Wissen ein, sondern über die Erfahrung. Und die machen wir nur gemeinsam, als Gemeinde.
Denn immer muss seine Stimme erklingen, und sie erklingt durch uns. Das ist unser Auftrag seit jenem Morgen, als ihn die Frauen zum ersten Mal hörten, und danach die Jünger und schließlich die ganze Welt: Gehet hin und machten zu Jüngern alle Menschen, und lehret sie halten alles, was ich Euch geboten habe, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und siehe, ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende. .
Meine Lieben, warum seid ihr hier? Es gibt viele Gründe, sie sind alle gute Gründe. Aber es gibt einen Grund, dass ist der wahre Grund: Wir sind hier, weil Menschen den Ruf Gottes gehört haben und ihn weitergegeben haben über die Jahrhunderte und Jahrtausende, von Jerusalem über Rom bis nach Elgershausen,  bis zu Dir: So spricht Gott am Ende gerade zu dir -  weil du da bist. Ob du es glaubst oder nicht.
Das ist die österlicher Freude, meine Lieben, möge sie tief und nachhaltig nach euch greifen: Kommt, her, ihr seid geladen, Gott rufet Euch. Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Er hat Jesus aus dem Grabe geholt, wie sollt er uns im Dunkel des Todes lassen?
Was immer Euch hierher geführt hat: Jetzt habt ihr gehört, warum er Euch gerufen hat: um mit Euch zu leben und zu feiern!
Der Friede der Herrn sei mit Euch allen!


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